Pressemeldung vom 24.04.2015 Wandel an der Werkbank ====================== Gablonzer Industrie im Wandel Kompetenz mit Tradition macht flexibel und stark für die Zukunft Kaufbeuren-Neugablonz – Über Jahrzehnte prägte hervorragender größtenteils in Handarbeit gefertigter Modeschmuck das Bild der Gablonzer Industrie in der Öffentlichkeit. Die technischen Ansätze blieben zumeist im Hintergrund versteckt. Erst in jüngster Zeit wandelt sich die allgemeine Wahrnehmung langsam, obwohl gerade die technische Raffinesse vielen Betrieben das Überleben gesichert hat und sie mit neuer Ausrichtung stabil in die Zukunft blicken. Schon Alt-Gablonz war für die Schmuckproduktion weithin bekannt. Nach der Neugründung der Industrie im Allgäu erlebten die Unternehmen besonders in den 1950er und 60er Jahren einen wahren Boom, als Modeschmuck aus Neugablonz in großen Mengen in die ganze Welt exportiert wurde. Auf internationalen Laufstegen und in Königshäusern waren die edlen Geschmeide zu finden. Doch auch zu jener Zeit lief in zahlreichen Firmen parallel die Fertigung von industriellen Erzeugnissen. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wurden nachweislich technische Funktionsteile von der Gablonzer Industrie produziert. Ein bekanntes Beispiel dafür sind Reflektoren aus der Verkehrstechnik, die als Glaskurzwaren mit der traditionellen Glasdrücktechnik hergestellt wurden. Viele Neugablonzer Unternehmer nutzen den Umsatzrückgang im Modeschmucksektor als Chance, das Portfolio neu auszurichten. Neben dem Know-how war für diese Entwicklung auch die vorhandene technische Ausstattung hilfreich. Viele Maschinen und Anlagen konnten ohne große Umstellung für die Produktion technischer Bauteile genutzt werden. Durch dieses hohe Maß an Flexibilität ist es vielen Unternehmen der Gablonzer Industrie erfolgreich gelungen, ihren Fortbestand und somit auch die Arbeitsplätze zu sichern. Die Bedeutung der Techniksparte wuchs kontinuierlich an. Von anspruchsvollen Funktionsteilen bis hin zu kompletten Systemkomponenten bewegt sich das Potential der Fertigungsbetriebe. Die technischen Produkte werden aus verschiedensten Materialgruppen wie Glas, Metall und Kunststoff hergestellt. Zu den Fertigungsverfahren gehören Kunststoffspritzguss, Stanz-Umformtechnik, Zerspanungs- und Fügetechniken, Gießverfahren und Glastechnik sowie verschiedenste Veredelungsverfahren. Manchmal werden neue Produkte in enger Absprache mit dem Kunden entwickelt und Prototypen erstellt. Sind alle Seiten zufrieden, übernehmen die Betriebe auch die Serienfertigung. Zu den Abnehmern gehören Konzerne aus den Bereichen Automobil, Sanitär, Haushaltsgeräte, Medizintechnik, Elektronik, Luft- und Raumfahrt sowie vieles mehr. Aktuell sind rund 2.000 Mitarbeiter in der Gablonzer Industrie beschäftigt; dabei sind auch etwa 400 Heimarbeiter. Rund 100 Firmen in der Region haben ihre Wurzeln in der Gablonzer Industrie. Etwa 80 Betriebe sind unter dem Dach des Bundesverbandes der Gablonzer Industrie e.V. in Kaufbeuren zusammengeschlossen. Die Unternehmen haben unterschiedliche Schwerpunkte. Sie können sowohl im Schmucksektor als auch im technischen Bereich oder in beiden Geschäftsfeldern aktiv sein. Die Hälfte der Betriebe bildet den Nachwuchs an Fachkräften selber aus. Die anspruchsvollen Berufe aus Handwerk und Industrie sind bei den Jugendlichen sehr beliebt. Dies belegen auch die konstant hohen Bewerbungszahlen an der in Neugablonz ansässigen Berufsfachschule für Glas und Schmuck. Einblicke in die Vielfalt der von der Gablonzer Industrie gefertigten Produkte gibt es besonders anschaulich in der Erlebnisausstellung zu sehen, die in den Räumen des Bundesverbandes der Gablonzer Industrie an der Neuen Zeile in Kaufbeuren-Neugablonz untergebracht ist (www.erlebnisausstellung.info). In Kürze soll ein Perlenwickler-Arbeitsplatz eingerichtet werden, an dem auch Vorführungen für die Besucher geplant sind. Elke Sonja Simm, ESS Journalismus, Kaufbeuren Bildunterschrift: Viele Unternehmen der Gablonzer Industrie haben in den vergangenen Jahrzehnten ihren Tätigkeitsschwerpunkt von der Schmuckherstellung hin zur industriellen Fertigung verlagert und so ihre Zukunft gesichert. Bilder: Privat (zur freien Verwendung) Ihre Ansprechpartnerin für Fragen und Wünsche: ESS Journalismus, Elke Sonja Simm Georg-Riedel-Straße 47 87600 Kaufbeuren Telefon 08341-41737 Mail simm@ess-journalismus.de